13.12.2022 00:00 Alter: 1 year
Kategorie: Aktuelles Heft, Startseite

Ziegenstall in Mehrzweckhalle

Anja Luschnig und Stefan Miklau haben gerade einen modernen Tierwohl-Außenklimastall für Bio-Milchziegen mit viel Holz errichtet. Das Besondere an dem Gebäude ist, dass sich darin nicht nur der Stall, sondern auch ein Hackgutlager, ein Heizraum, die Milchkammer und so manches mehr befindet.

Foto: Liebchen

Anja Luschnig hat die BOKU absolviert, ihr Lebensgefährte Stefan ist Landmaschinenmechaniker. Die beiden sind als Paar sehr erfolgreich. Sie haben bereits drei Kinder und in den letzten beiden Jahren auf ihrem Betrieb richtig Gas gegeben, sprich groß investiert. Um Arbeitsplätze für beide auf dem 22-Hektar-Betrieb zu schaffen, wurde neben einem Maststall für 9.600 Hühner auch eine Mehrzweckhalle inklusive Ziegenstall für bis zu 60 Biomilchziegen aus dem Boden gestampft. In einer „Rekordbauzeit“ von nur neun Monaten wurde seit September 2021 die neue Mehrzweckhalle errichtet. Mit renommierten Stallbaufirmen wurde die Halle in Rahmenbauweise mit Leimbindern und Koppelpfetten aufgebaut. Die Maße der Halle betragen 45 m in der Länge und 13 m in der Breite, dazu kommen noch 3 m Vordach südseitig. Die gesamte Bodenplatte wurde auf einer Ebene betoniert, darauf wurden dann die einzelnen Trennwände aufgeschalt, und über dem Abteil mit dem Heizraum wurde sogar eine befahrbare Decke betoniert. 280 Kubikmeter Beton wurden verbaut, was alleine rund 90.000 Euro verschlang. Weil das Projekt derzeit noch nicht ganz abgeschlossen ist und viele Kostenpositionen den parallel dazu errichteten Hühnerstall und den Ziegenstall gemeinsam betreffen, kann Stefan Miklau derzeit noch keine genauen Baukosten beziffern. Über den Daumen wurden rund 320.000 Euro in die neue Halle samt Stall investiert, eine Förderung von 35 % der Nettokosten für tiergerechten Stallbau sowie eine 7%ige Coronaprämie werden als Zuschüsse anrechenbar sein. Geplant ist es, über die Direktvermarktung der Ziegenprodukte den Bau innerhalb von 12 bis 15 Jahren abzubezahlen.

 

Die Halle und ihre Verwendung

 

Anja und Stefan wollten das neue Gebäude flexibel nutzen können und haben daher die Wagenhüttenkonstruktion anstelle einer typischen Stallkonstruktion gewählt. Würde die hölzerne Stalleinrichtung entfernt, so wäre der Stall im Nu zu einem Lager oder einer Maschinenhalle umfunktioniert oder anders nutzbar.

 

Die Gebäudeaufteilung

• Abteil 1: Hackschnitzellager

• Abteil 2: Heizraum und Austragung mit Aufenthaltsraum im 1. Stock

• Abteil 3: Melkstand, Warteraum und Milchkammer

• Abteil 4 und 5: Milchziegenstall

• Abteil 6: Jungziegenstall und Futtertisch

• Abteil 7: Futterlager und Heutrocknung (geplant) oder Pferdestall

• Abteil 8: Mistlager oder Garage

 

Jedes Abteil ist 4,8 m breit und 13 m tief. Über den Abteilen 3 bis 6 befindet sich eine unterschiedlich breite, traktorbefahrbare Holzbühne (auf 24/20er-Balken mit 90er-Teilung verlegt und mit 80er-Pfosten drauf) , wo Heu gelagert und in große Raufen von oben eingefüllt werden kann. Durch einen breiten Lichtfirst und die Offenfront ist der Stall hell und luftig, Sonnenlicht kann ungehindert eintreten. Curtains aus Windschutznetzen an der Südfront sind geplant, derzeit aber noch nicht montiert. Das Wasser wird über Ringleitungen zu Schwimmertränken befördert (drei im Milchziegenabteil, zwei im Jungziegenstall, eines im Bockabteil); im Winter wird über die Heizung vorgewärmtes Wasser im Kreis gepumpt, so friert trotz Außenklimas nichts ein. Der Melkstand befindet sind im Gebäudeinneren neben dem Heizraum (100-KW-Anlage für Haus, Masthühnerstall-Bodenheizung und Warmwasser-Stall), sodass auch hier die Abwärme der Heizanlage für eine gewisse Temperierung beim Melken sorgen kann. Eingedeckt wurde die Halle mit 8.500 Stück Ziegel, darunter befindet sich ein Kaltdach.

 

Plus und Minus:

• + gesamte Stalleinrichtung aus Holz selbst gebaut und mit dem Hoftrac herausnehmbar, 35 m3 eigenes Schnittholz verbaut

• + Ausmisten rund vier Mal jährlich mit dem Hoftrac

• + Kosten sparen: es haben viele Freunde mitgearbeitet, sodass meist nur ein Monteur der jeweiligen Firma nötig war

• + Vordach mit 3 m Breite bewährt sich

• + Platz für Heukran und Heutrocknung als Zukunftsinvestition vorgesehen

• - Einfahrtshöhe in die Halle hinten oben mit 3 m relativ niedrig

 

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