24.03.2023 00:00 Alter: 1 year
Kategorie: Aktuelles Heft, Startseite

Mit Schafen auf uralten Pfaden

Ernestine Lüdeke lebt auf einer 700 ha großen Dehesa in Andalusien. Ihr Lebenswerk ist es, die uralte Tradition der Trashumancia und das Hirtentum wiederzubeleben.

Trashumancia steht für eine Art Wanderschäferei, die über mehrere Wochen und hunderte Kilometer geht und jahrhundertelang in Spanien betrieben wurde – bis diese Praxis unpopulär wurde. Die Trashumancia wiederzubeleben, das ist die große Leidenschaft von Ernestine Lüdeke. Die zweite Leidenschaft der gebürtigen Hessin ist die Dehesa in Andalusien, wo sie auf einer Finca lebt mit 400 Merino-Schafen, 30 Mutterkühen der spanischen Rassen Retinta und Berrenda, 320 Ibérico-Schweinen, zehn Eseln und drei Pferden. Die Dehesa ist ein ausgeklügeltes nachhaltiges Bewirtschaftungssystem, das im Südwesten Spaniens in der Extremadura und Andalusien zu finden ist. Es handelt sich um extensive Tierhaltung in einem lichten Kork- und Steineichenwald, mit dabei auch Obst- und Olivenbäume sowie Korkproduktion. Trashumancia und Dehesa gehören traditionell zusammen.

 

Kork und Schinken

 

Es war in den 1980er-Jahren, als Ernestine Lüdeke bei einem Besuch bei Freunden in den Pyrenäen die Trashumancia kennen lernte und sich für Schafe zu begeistern begann. „Damals wurde das Samenkorn gelegt“, gesteht sie heute. Sie stammt aus einem kleinen Dorf im Odenwald in Südhessen, Sprachen hatten es ihr schon immer angetan. Mit 16 ging sie in die USA, mit 20 lernte sie Spanisch, in Göttingen studierte sie unter anderem Anglistik. Mit 27 zog sie nach Spanien, wo sie lebte und arbeitete, als sie 1992 in Sevilla ihren jetzigen Ehemann Hans-Gerd Neglein kennen lernte. „Wir hatten die gleichen Visionen“, lacht die heute 61-Jährige. Neglein kaufte nach seiner Pensionierung als Siemens-Vorstand 1995 die 700 Hektar große Dehesa San Francisco in der südspanischen Provinz Huelva 70 Kilometer nördlich von Sevilla. „Wir bauten die Dehesa wieder so auf, wie es ursprünglich einmal war“, blickt Ernestine zurück. Die ersten beiden Jahre „machten wir nur Infrastruktur“, wie sie sagt. Sie bauten Brücken, Zäune und ein Wegenetz von insgesamt 27 Kilometern aus und renovierten rund 22 Kilometer Feldsteinmauern. Sie holten sich schwarze Ibérico-Schweine auf den Hof, die im Herbst und Winter die Eicheln unter den Bäumen fressen. Aus den Schweinen produzieren sie luftgetrockneten Eichelmastschinken. 2002 wurde ihr Bio-Eichelmastschinken auf der Biofach-Messe in Nürnberg zum „besten neuen Bioprodukt“ gewählt. Auch die Korkproduktion mit rund 25.000 Korkeichen beleben die beiden wieder. Die ersten 15 Jahre arbeiteten sie noch viel mit, so Ernestine: „Wir wollten alles verstehen.“ Heute gibt es sieben feste Mitarbeiter und eine Ausbildungsstätte für Praktikanten nach dem deutschen Modell der dualen Berufsausbildung.

 

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