01.05.2020 07:00 Alter: 4 yrs
Kategorie: Aktuelles Heft, Startseite

Artenvielfalt: Schafe verbreiten Pflanzensamen kilometerweit

Das Grünland Mitteleuropas ist mancherorts artenreicher als der Regenwald – dank der Schafe. Sie verbreiten Pflanzenarten kilometerweit, seit Jahrhunderten.

Foto: Bodo Photography/shutterstock.com

Von Martin MAGNES

Nur wenige Menschen wissen, dass Grünland-Lebensräume, auf kleiner Fläche betrachtet, zu den artenreichsten der Welt gehören: Eine internationale Forschergruppe hat 2012 nach Auswertung von weltweiten Daten zeigen können, dass ein Halbtrockenrasen in Tschechien mit 131 Gefäßpflanzenarten auf nur 49 m2 den Weltrekord hält. Erst ab einer Fläche von 100 m2 sind in den tropischen Regenwäldern von Mittel- und Südamerika mehr Pflanzenarten zu finden. In Untersuchungen von Mähwiesen im Raum Neumarkt (Bezirk Murau) konnten auch bis zu 60 Arten auf 10 m2 nachgewiesen werden – das ist ein hervorragender Wert, vor allem weil es sich um eine bewirtschaftete, für die Heuproduktion genutzte Fläche handelte. Dabei ist das mitteleuropäische Grünland unterhalb der klimatischen Waldgrenze fast ausschließlich Kulturland. Es ist den außerordentlichen Leistungen und der Naturbeobachtungsgabe unserer bäuerlichen Vorfahren zu verdanken, dass dem Wald ein in vieler Hinsicht so wertvoller Lebensraum „abgerungen“ werden konnte. Das Grünland als „Mutter des Ackers“ lieferte über viele Jahrtausende über die Verwertung des Aufwuchses – entweder durch Beweidung oder als Heu – nicht nur Milch, Fleisch und Wolle, sondern auch den Nährstoffanteil des Düngers für die Felder. So entstand im Zeitraum von Jahrtausenden ein neuer Lebensraum, der nicht nur die Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln gewährleistete, sondern auch vielen Tier- und Pflanzenarten eine neue Heimat bot, während viele der für unsere Grünlandarten ursprünglichen Habitate seit dem Ende des 19. Jahrhunderts in Mitteleuropa immer stärker zurückgegangen oder gar komplett zerstört worden sind, wie etwa Auwiesen oder Moorränder. Ein wichtiger Faktor dafür, dass so viele Pflanzenarten alle für ihr Wachstum geeigneten Orte erreichen konnten, war die hohe Mobilität des Viehs. Mit Ausnahme der eingezäunten Gärten dürfte wohl jede für die Beweidung in irgendeiner Form nutzbare Fläche zumindest zeitweise von Tieren aufgesucht worden sein. Analysen der Pflanzen unserer Wiesen und Weiden zeigen, dass mindestens 80 % der Arten Samen besitzen, die an eine Ausbreitung durch Tiere angepasst sind.

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