16.07.2019 09:25 Alter: 5 yrs
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Wolfsrisse: Salzburger Almbauern stellen Antrag auf Entnahme

20 bis 25 tote Schafe in Großarl, weitere 20 Tiere werden vermisst. Laut Managementplan des Landes handelt es sich um einen „Problemwolf“.

Symbolfoto: Branislav Cerven/shutterstock.com

Schon im Mai dieses Jahres konnte ein Schafriss in Großarl mittels DNA-Analyse eindeutig einem Wolf zugeordnet werden. Nun wurden in den vergangenen Tagen weitere tote Tiere im Bereich der Tofernalm in Großarl gefunden. Das Rissbild weist eindeutig erneut auf den großen Beutegreifer als Verursacher hin. Die betroffenen Almbauern haben in enger Abstimmung mit dem Wolfsbeauftragten Hubert Stock am Montag 15. Juli 2019 bei der Bezirkshauptmannschaft offiziell die Entnahme des Tieres beantragt.

Seit Anfang Juli wurden im Gebiet der Tofernalm 23 Schafe gerissen. Drei weitere Tiere wurden schwer verletzt, zwölf werden vermisst. Der Wolfsmanagementplan des Landes rechtfertigt einen Abschuss, wenn ein Wolf innerhalb eines Monats mehr als 25 Nutztiere reißt - trotz zumutbarer Schutzmaßnahmen oder in nicht schützbaren Bereichen. Weiter heißt es, dass zuerst Schutzmaßnahmen für Tiere und Möglichkeiten des Vergrämens geprüft werden sollen. Erst in der zweiten Stufe geht es auch um Schritte für die Entnahme sogenannter Problemwölfe. Der Schutz für auf Weideflächen gehaltene Tiere und insbesondere der Schutz für Leib und Leben der Menschen habe dabei oberste Priorität.

WWF kritisiert Vorgehensweise

Die Naturschutzorganisation WWF Österreich kritisiert gegenüber den Salzburger Nachrichten die Wolfs-Abschussforderung. „Bei streng geschützten Arten wie dem Wolf ist im Einzelfall zu prüfen, ob nicht gelindere Mittel wie Herdenschutz oder der Einsatz von Hunden zum Ziel führen. Das wurde in Salzburg nicht ernsthaft versucht“, so WWF-Wolfsexperte Christian Pichler. Weiter kritisiert er, dass seit dem ersten Riss im Mai nichts getan wurde, um den Herdenschutz im betroffenen Gebiet wirksam zu verbessern. „Andere Länder zeigen vor wie es geht, nur bei uns wird ständig behauptet, das gehe alles nicht“, so Pichler.

Der Wolfsbeauftragte des Landes Salzburg, Hubert Stock, verteidigte am Montag im APA-Gespräch den Antrag auf Abschuss. Herdenschutz müsse immer auch zweckmäßig und zumutbar sein. „Bei der betroffenen Alm sind andere Maßnahmen aber nicht zielführend. Die Alm ist zu groß, das Gelände zu schwierig.“ Außerdem würden derzeit keine ausgebildeten Hunde oder Hüter zur Verfügung stehen, so Stock. Die Bezirkshauptmannschaft wird im nächsten Schritt ein Ermittlungsverfahren einleiten, die gesetzlichen Rahmenbedingungen prüfen und den Fall bescheidmäßig abwickeln. Hubert Stock rechne zwar mit einer raschen Entscheidung der Behörde, durch die angekündigten Einsprüche seien allerdings mehrwöchige Verzögerungen wahrscheinlich. Bis dahin dürfte der Wolf mit ziemlicher Sicherheit weiter gewandert sein.

Mittlerweile wurden die Tiere aus Sicherheitsgründen von der Tofernalm abgetrieben.

 

Quelle: Salzburger Nachrichten